Leidest Du unter Parentifizierung?
Es gibt Kinder, die wachsen in einer Welt auf, in der sie viel zu früh Verantwortung übernehmen müssen. Sie spüren schon früh, dass sie für die Stimmung in der Familie mitverantwortlich sind. Oft entsteht in ihnen der tiefe innere Satz: „Ich darf nicht zur Last fallen, ich muss stark sein und ich muss funktionieren.“
Parentifizierung bedeutet, dass ein Kind Rollen übernimmt, die normalerweise den Erwachsenen zustehen. Es kann sein, dass Du als Kind trösten musstest, obwohl Du selbst Trost gebraucht hättest oder dass Du Dich um Deine Geschwister, um den Haushalt und um die emotionalen Bedürfnisse Deiner Eltern kümmern musstest.
Ein Beispiel:
Anna ist acht Jahre alt. Als sie am Nachmittag aus der Schule nach Hause kommt, findet sie ihre Mutter weinend auf dem Sofa. Anna stellt ihren Schulranzen ab, geht zu ihrer Mutter, setzt sich zu ihr und sagt: „Es wird alles wieder gut, Mama.“ Sie steht sie auf, macht Tee, schaut nach ihrem kleinen Bruder und räumt ein bisschen auf. Sie fragt nicht, ob sie jemand tröstet oder wie ihr Tag war. Sie spürt: „Mama braucht mich, ich darf nicht noch mehr Probleme machen.“ Niemand hat Anna gesagt, dass sie sich kümmern muss, aber sie fühlt sich verantwortlich, für die Stimmung, für das Funktionieren und für das Überleben dieser Familie.
Diese Form von Überforderung geschieht still und wird von außen kaum wahrgenommen. Eltern handeln dabei nicht aus böser Absicht. Sie sind sie selbst überfordert, krank, emotional unreif oder in einer schwierigen Lebenssituation. Doch für ein Kind ist es existenziell, dass die Bedürfnisse gesehen und erfüllt werden. Wenn das nicht geschieht, stellt sich das Kind oft unbewusst auf die Seite der Eltern und vergisst sich dabei selbst.
Die Folgen dieser früh übernommenen Verantwortung spüren viele Menschen noch im Erwachsenenalter:
– Du fühlst Dich oft für andere verantwortlich.
– Du kannst schwer „Nein“ sagen.
– Du funktionierst, auch wenn es Dir schlecht geht.
– Du hast Schwierigkeiten, Deine eigenen Bedürfnisse zu erkennen oder ernst zu nehmen.
– Du fühlst Dich schnell schuldig, wenn Du Grenzen setzt.
Möglicherweise hast Du das alles nie so benannt, aber Du spürst in Dir, irgendetwas war anders, ich war zu früh zu groß.
Es kann sehr entlastend sein, einen Begriff dafür zu haben und zu erkennen, dass Du damit nicht allein bist.
In einem geschützten Raum darfst Du all dem begegnen, was damals zu viel war. Du darfst Dich selbst besser kennenlernen. Wenn Du spürst, dass Dich diese Zeilen berühren, kannst Du gerne ein kostenfreies Erstgespräch buchen.