Zwischen Anpassung und dem Wunsch gebraucht zu werden
Co‑Abhängigkeit ist ein Beziehungsmuster, in dem eine Person ständig die Bedürfnisse und Gefühle der anderen in den Mittelpunkt stellt, bis hin zur Erschöpfung. Es geht dabei weniger um Liebe, sondern mehr um das ständige „Retten“ wollen. Dieses Muster entsteht durch ein Bedürfnis, geliebt und gebraucht zu werden.
Hier ein Beispiel aus dem Alltag
Anna lebt seit ein paar Jahren mit Tom zusammen. Anfangs war alles leicht, voller Nähe und gemeinsamer Pläne. Doch mit der Zeit hat sich etwas verändert. Tom zieht sich immer häufiger zurück, ist oft wortkarg und wirkt schnell genervt, besonders nach der Arbeit.
Wenn Tom mit verschlossener Miene die Wohnung betritt, geht bei Anna innerlich sofort ein Alarm an. Sie beobachtet jede seiner Bewegungen ganz genau. Hat sie etwas falsch gemacht? War ihr Ton zu kritisch? Hat sie zu viele Fragen gestellt?
Statt ihn direkt zu fragen, beginnt Anna, sich anzupassen. Sie spricht leiser, bemüht sich um Harmonie. Sie kocht ihm sein Lieblingsgericht, obwohl sie selbst kaum Kraft hat. Einen geplanten Abend mit einer Freundin sagt sie ab, aus Angst, dass Tom sich allein gelassen fühlen könnte oder es zu einem Streit kommt.
Am Tisch redet hauptsächlich Tom, kühl und fordernd, aber oft sagt er auch gar nichts. Anna versucht, gute Stimmung zu machen, stellt Fragen, hört zu, obwohl sie innerlich immer leerer wird. Sie lächelt, doch in ihr zieht sich etwas zusammen.
Manchmal spürt sie Wut und manchmal Traurigkeit. Doch beides drückt sie weg. Sie hat das Gefühl, für seine Stimmung zuständig zu sein, als müsste sie ihn retten. Sie glaubt, wenn sie sich nur noch ein bisschen mehr bemüht, wird er wieder der Mann sein, den sie am Anfang kennengelernt hat.
Doch das passiert nicht. Stattdessen verliert Anna den Zugang zu sich selbst. Sie merkt kaum noch, was sie braucht und was sie fühlt. Sie beginnt zu glauben, dass ihre eigenen Bedürfnisse störend sind.
Woran Du Co‑Abhängigkeit erkennen kannst
- Du fühlst dich häufig für die Stimmung oder das Wohl anderer verantwortlich.
- Du stellst Deine eigenen Gefühle und Wünsche immer wieder hinten an.
- Du fürchtest dich davor, nicht gebraucht zu werden.
- Du verlierst Dich in der Hoffnung, dass sich etwas verändert.
Was helfen kann
Der erste Schritt ist, sanft hinzuschauen, ohne Druck und ohne Urteil. Es darf ein Raum für Dich entstehen. Für das, was Du fühlst, brauchst und lange unterdrückt hast. Es geht nicht darum, etwas schnell zu „lösen“, sondern darum, Dich selbst wieder mehr zu spüren und Dich nicht länger verlieren zu müssen, um verbunden zu sein.
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