Unsere ersten Lebensjahre sind prägend für unsere Fähigkeit, Beziehungen einzugehen und zu gestalten. In dieser Zeit lernen wir, unseren Bezugspersonen zu vertrauen und uns bei ihnen geborgen zu fühlen. Doch was passiert, wenn diese frühen Erfahrungen aus Unsicherheit, Angst oder Verletzung bestanden?
Wenn die Bedürfnisse eines Kindes nach emotionaler Sicherheit, Geborgenheit und Liebe nicht erfüllt werden, kann ein Bindungstrauma entstehen. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein: z.B. Vernachlässigung, Missbrauch, häufige Trennungen von Bezugspersonen oder das Aufwachsen mit psychisch kranken Eltern.
Ein Trauma ist eine tiefe seelische Wunde, die durch ein überwältigendes Ereignis entsteht, das unsere Fähigkeit zur Bewältigung überfordert. Ein Trauma erleben wir, wenn wir uns in einer Situation extremer Angst und Hilflosigkeit befinden. Diese Ereignisse können einmaliger Natur sein, wie ein Unfall oder ein Überfall, oder aber auch dauerhaft, wie z.B. emotionale Vernachlässigung oder Missbrauch durch unsere Bezugspersonen.
In einer traumatischen Situation schüttet unser Körper Stresshormone aus, die uns in die Lage versetzen, zu kämpfen (fight) oder zu fliehen (flight). Ist beides nicht möglich, kann diese Energie in unserem Körper stecken bleiben (freeze) und zu verschiedenen Symptomen führen. Dabei sind unsere Gefühle wie betäubt und wir können selbst schwerste Verletzungen nicht mehr spüren. Dies führt dann allerdings zu einer Grundanspannung, die wiederum körperliche Probleme wie Bluthochdruck, Unruhe, Herzprobleme oder Erschöpfung auslösen kann.
Ein Bindungstrauma kann sich auf vielfältige Weise äußern und bis ins Erwachsenenalter hineinreichen. Vielleicht kennst Du das Gefühl, dass Du oft Schwierigkeiten hast, Nähe und Intimität zuzulassen und dazu neigst, entweder zu klammern oder dich emotional zurückzuziehen? Auch wenn sich viele Menschen gar nicht an das traumatische Ereignis als solches erinnern können, so wird es doch in unseren Zellen gespeichert. Dadurch kannst Du bis ins Erwachsenenalter an den Folgen leiden und bestimmte Trigger genügen, um Dich in den überforderten Zustand von damals zu versetzen.
Die Bindungstheorie unterscheidet vier Bindungstypen, die unsere Art zu lieben und Beziehungen zu gestalten, beeinflussen:
Sichere Bindung: Kinder, die eine sichere Bindung erfahren haben, fühlen sich in Beziehungen geborgen und können sich auf ihre Partner verlassen. Sie haben ein positives Selbstbild und können ihre Bedürfnisse und Gefühle offen kommunizieren.
Unsicher-ambivalente Bindung: Kinder mit einer unsicher-ambivalenten Bindung haben die Erfahrung gemacht, dass ihre Bezugspersonen unberechenbar sind. Mal sind sie liebevoll und zugewandt, mal abweisend und unvorhersehbar. Betroffene haben oft Angst vor Verlust und Ablehnung und neigen dazu, zu klammern.
Unsicher-vermeidende Bindung: Diese Bindung entsteht, wenn die Bezugspersonen die Bedürfnisse des Kindes nach Nähe und Geborgenheit zurückgewiesen haben. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, sich emotional zu öffnen und Nähe zuzulassen. Sie wirken unabhängig und selbstständig, sehnen sich aber insgeheim nach Nähe.
Desorganisierte Bindung: Die desorganisierte Bindung ist die unsicherste Form der Bindung. Sie entsteht oft durch traumatische Erfahrungen wie Missbrauch oder Vernachlässigung. Betroffene haben Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu regulieren und stabile Beziehungen aufzubauen.
Je nachdem, welche Bindung Du als Kind erfahren hast, fällt es Dir heute möglicherweise leichter oder schwerer, gesunde Beziehungen zu führen.
Wenn Du Dich in diesen Zeilen wiedererkennst, dann zögere nicht, mich zu kontaktieren. Gemeinsam können wir einen Weg finden, wie Du Deine Vergangenheit verarbeiten und ein glückliches und erfülltes Leben führen kannst.