Toxische Scham – wenn sie Deinen Selbstwert untergräbt
Scham und Schuld werden oft in einem Atemzug genannt, doch sie sind nicht dasselbe. Schuld entsteht, wenn wir etwas getan haben, das gegen unsere Werte oder die eines anderen Menschen verstößt. Du kannst Dich z. B. schuldig fühlen, weil Du jemanden verletzt hast, bewusst oder unbewusst. In dem Fall bezieht sich das Gefühl auf eine Handlung. Du kannst Verantwortung übernehmen, Dich entschuldigen, etwas wiedergutmachen.
Scham dagegen richtet sich gegen Dich als Person. Sie fühlt sich an wie ein Schatten über Deinem ganzen Wesen. Als wärst Du falsch und nicht liebenswert.
Was ist toxische Scham?
Toxische Scham entsteht früh in der Kindheit. Wenn Du zum Beispiel für Deine Gefühle beschämt wurdest („Jetzt heul doch nicht!“), Deine Bedürfnisse nicht gesehen wurden oder Dir das Gefühl gegeben wurde, Du bist zu viel oder nicht genug, dann beginnt sich dieses Gefühl tief in Dir einzunisten. Es entsteht ein innerer Glaubenssatz: „Mit mir stimmt etwas nicht.“ Du hinterfragst Dich ständig, hast Angst, abgelehnt oder bloßgestellt zu werden, hältst Dich klein, selbst dann, wenn Du stark bist und oft mischt sich auch Schuld dazu: „Ich fühle mich schlecht, also muss ich etwas falsch gemacht haben.“
Ein Beispiel aus dem Leben
Stell Dir Anna vor. Sie ist in einer Familie groß geworden, in der Leistung alles war. Wenn sie eine Eins schrieb, gab es ein kurzes Nicken. Bei einer Drei? Schweigen oder abwertende Kommentare. Ihre Bedürfnisse nach Anerkennung, Trost und Sicherheit blieben oft unbeantwortet. Heute ist Anna erwachsen, erfolgreich im Job und fühlt sich dennoch innerlich leer. In Beziehungen zweifelt sie ständig an sich, entschuldigt sich für Dinge, die nicht ihre Verantwortung sind und glaubt, nicht liebenswert zu sein. Was Anna tief in sich trägt, ist toxische Scham.
Dieses Gefühl ist nicht die Wahrheit über Dich
Toxische Scham ist nicht „Deine Schuld“. Sie ist ein Schutzmechanismus, den Du Dir irgendwann zugelegt hast, um in schwierigen Situationen zurechtzukommen. Vielleicht war es damals notwendig, um emotional zu überleben, heute darfst Du langsam beginnen, alte Muster zu hinterfragen.
Der erste Schritt ist: Hin spüren, was da in Dir wirkt. Zu erkennen, dass dieses Gefühl, irgendwie „nicht richtig zu sein“, nicht aus Deiner inneren Wahrheit stammt, sondern von außen übernommen wurde. Du darfst langsam beginnen, Dich zu ent-wickeln. Im wahrsten Sinne des Wortes, Schicht für Schicht. Diese inneren Erfahrungen brauchen Mitgefühl, Raum und liebevolle Begleitung. Kein neues Müssen, kein neues Funktionieren, sondern ein behutsames In-Kontakt-Kommen mit dem, was in Dir wirkt.
Ich begleite Menschen, die sich in solchen Gefühlen verstrickt fühlen, oft aus einem tiefen Bindungsschmerz heraus, nach narzisstischer Gewalt oder inmitten einer toxischen Beziehung. In einem geschützten Raum darf alles da sein, was oft jahrelang unterdrückt oder abgewertet wurde. Wenn Du spürst, dass Du nicht mehr alleine damit sein möchtest, melde Dich gerne für ein kostenfreies und unverbindliches Erstgespräch. Ich freue mich, Dich kennenzulernen.