Ein Kind als Bestätigung
Ein Kind verändert alles. Es berührt, fordert heraus, lässt Liebe auf eine neue Weise spürbar werden. Für Narzissten hat Elternschaft jedoch eine andere Bedeutung. Sie sehen im Kind eine Möglichkeit, sich selbst zu erhöhen. Es wird zum Beweis, dass sie besonders, erfolgreich und bewundernswert sind. Die Anerkennung von außen spielt dabei eine große Rolle. Das Bild der perfekten Familie, das Lob anderer und die bewundernden Blicke stärken ihr Selbstbild. Das Kind wird Teil dieser Inszenierung.
Der Spiegel des eigenen Ichs
Menschen mit narzisstischer Prägung suchen Resonanz. Sie wollen gesehen, bestätigt und bewundert werden. Ein Kind spiegelt all das auf natürliche Weise wider. Es schaut voller Vertrauen und Bewunderung zu den Eltern auf, ein Blick, der den Narzissten größer werden lässt. Doch dieses Spiegelbild darf keine eigene Farbe bekommen. Wenn das Kind beginnt, eigenständig zu denken oder Grenzen zu setzen, reagiert der Narzisst mit Kränkung, Vorwürfen und Wut.
Macht und Kontrolle
Das Kind ist auf Nähe, Sicherheit, Anerkennung und Zuwendung durch die Eltern angewiesen. Diese Abhängigkeit verschafft dem Narzissten Macht. Er entscheidet, was richtig ist, wie das Kind sich zu verhalten hat und welche Gefühle erlaubt sind. Kontrolle zeigt sich in Regeln und Härte und auch in subtilen Gesten, wie z. B. ein Blick, ein Tonfall, das spürbare Entziehen von Zuwendung, wenn das Kind nicht so reagiert, wie erwartet. So lernt das Kind, sich anzupassen, um keinen Ärger auszulösen und die Bindung nicht zu gefährden. Es spürt, dass Liebe an Bedingungen geknüpft ist und dass Sicherheit nur dann besteht, wenn es sich unterordnet.
Das Bild nach außen
Wie andere über sie denken, ist für Narzissten entscheidend. Kinder passen perfekt in das gewünschte Bild eines erfolgreichen, stabilen Lebens. „Ich habe Familie, also bin ich jemand.“
Das Lob von außen, die Bewunderung für das harmonische Familienleben, zählen mehr als das tatsächliche Miteinander. Das Kind wird Teil dieser Fassade und trägt mit seiner bloßen Existenz dazu bei, dass das Bild nach außen stimmt.
Das Kind als Besitz
In narzisstischen Familiensystemen darf das Kind kein eigenständiger Mensch sein, es gilt als etwas, das zum Elternteil gehört. Sie entscheiden, was richtig ist, und erwarten Gehorsam. Wenn das Kind eigene Wege geht, wird das als Kränkung erlebt. Das Bedürfnis, Kontrolle zu bewahren, lässt keine echte Verbindung zu. Zuneigung wird zum Tauschgeschäft: Anpassung gegen Anerkennung.
Wenn das Kind zur Rolle wird
Für narzisstische Eltern bedeutet ein Kind Stärke, Bestätigung und Sichtbarkeit. Doch dabei übersehen sie, dass ein Kind keine Bühne, kein Spiegel und kein Besitz ist. Für das Kind fühlt sich Liebe an wie ein Handel, Zuneigung gibt es nur, wenn es dem Elternteil etwas zurückgibt.
Ich begleite Menschen, die in solchen Familien groß geworden sind und verstehen möchten, was sie geprägt hat. Buche gerne das kostenfreie Erstgespräch.